Rechts gegen Rechts – Der unfreiwilligste Spendenlauf Deutschlands

Nazis, Marsch! Und zwar für den guten Zweck. So sah es aus als Rechtsextreme ganz unfreiwillig gegen sich selbst demonstrierten und am Ende rund 10.000 Euro für die Arbeit gegen ihre eigene Szene spendeten.

In Deutschland finden im Jahr mehrere hundert rechtsextreme Demonstrationen statt. Was dagegen tun? Verbieten? Ignorieren? Blockieren? Zielführender ist eine kreative Auseinandersetzung.

Die ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH entwickelte zusammen mit den Werbeagenturen Grabarz & Partner und GGH MullenLowe eine Idee, die auf einer Änderung der Spielregeln basiert und die Neonazis in eine Zwickmühle brachte – aus einem Nazimarsch wurde ein Spendenlauf und die Neo-Nazis wurden zu unfreiwilligen Spendern gegen die eigene Sache – zugunsten von EXIT-Deutschland – dem Ausstiegsprogramm für Neonazis.

Die Zwickmühle als Modell

Bisher gab es kein probates Mittel, um Nazis am Demonstrieren zu hindern – bisher! Denn wir haben zusammen mit Partnern eine Idee entwickelt, die Neo-Nazis in eine Zwickmühle laufen lässt. Und das ganz einfach, indem wir die Spielregeln ändern und aus einem Nazimarsch einen Spendenlauf machen.

Mit der bekannten Spendenlauf-/Sponsorenlauf-Mechanik wurden die Neo-Nazis unfreiwillig zu Spendern gegen die eigene Sache. Denn pro gelaufenem Meter ging ein festgelegter Betrag an ein Projekt, das sich gegen freiheitsfeindliche Ideologien einsetzt. Die Spenden wurden von regionale Unternehmen und Förderern bereitgestellt.

Erstmals wurde die Aktion am 15. November 2014 in Wunsiedel durchgeführt. Jahrelang veranstalteten dort Neonazis einen „Trauermarsch“, der nun zum ersten Mal in der Geschichte in einen Spendenlauf umfunktioniert wurde. Pro gelaufenem Meter gingen 10 € an EXIT-Deutschland – das Aussteigerprogramm für Neonazis. Am Rande der Demonstration wurden satirische Banner von Rechts gegen Rechts angebracht, der Spendenstand in Etappen mit Sprühkreide auf die Straße gesprüht. Am Ende wurden die Teilnehmer der Demonstration mit Urkunden und Konfetti empfangen. Im Internet konnte man den unfreiwilligsten Spendenlauf live verfolgen. Auf der Homepage wurde der Spendenstand und die zurückgelegte Distanz veröffentlicht. Parallel zur Demonstration haben wir die Aktion mit der Kamera begleitet und noch am gleichen Abend den Film zur Aktion veröffentlicht.

Das Ergebnis: rund 10.000 € Spenden und jede Menge überraschte Demonstranten.

Rechts gegen Rechts wurde in Wunsiedel unterstützt von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus Bad Alexandersbad, dem Aussteigerhilfe Bayern e.V., dem Bayerischen Verein für Toleranz, Demokratie und Menschenwürde e.V., dem DGB Bayern, dem Wunsiedler Bündnis gegen Rechtsextremismus und regionalen Unternehmen.

Neben dem weltweiten Presseecho wurde die Initiative vielfach prämiert. Rechts gegen Rechts erhielt diverse nationale und internationale Preise, darunter den Politik Award.

Mit dem Modell wurden 3 Ziele verfolgt:

- Aktivierung der demokratischen Zivilgesellschaft vor Ort durch aktive Teilnahme an der Aktion
- Erzeugung von Frustration bei den Neonazis, die im Idealfall auf künftige Demonstrationen verzichten
- bei Spendenläufen für die Ausstiegsinitiative EXIT-Deutschland – Verankerung des Ausstiegsangebotes in den Köpfen potentiell Ausstiegswilliger

Nach Wunsiedel wurde Rechts gegen Rechts in mehreren deutschen Städten von lokalen Akteuren wiederholt, und auch international wurde die Idee adaptiert.