Kompetenzverbund Extremismus (KVE) Sachsen gegründet
Berlin, 16.06.2016 – Rechtsextremistische, jihadistische und andere Aktivitäten, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten, nehmen in den letzten Jahren zu. In Sachsen möchte drei Organisationen, die sich seit vielen Jahren gezielt mit freiheitsfeindlichen und extremistischen Bestrebungen im Bundesland auseinandersetzen, nun gemeinsame Wege gehen. Aus diesem Grund, gründeten sie gestern in Berlin den Kompetenzverbund Extremismus (KVE) Sachsen.
Dem Verbund gehören neben der ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH mit ihren Deradikalisierungsinitiativen und Projekten EXIT-Deutschland und HAYAT-Deutschland auch der Verein Projekt 21 II e.V. mit seiner Ausstiegshilfe „ad acta“ und die der KINDERVEREINIGUNG Leipzig e.V. mit der Beratungsstelle zu negativen Sekten und Kulten / Extremistische Gruppen.
„Der Verbund reagiert auf die neuen Erfordernisse in der gezielten Auseinandersetzung mit freiheitsfeindlichen und extremistischen Bewegungen, die sich zunehmend intensiver gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Freiheit und die Würde jedes Menschen richten und zu diesem Zweck Gewalt bis hin zu Terror ausüben“, erklärt der ZDK- Geschäftsführer, Dr. Bernd Wagner die Motivation der drei Organisationen, nun gezielter und enger zusammenzuarbeiten.
Die Akteure und ihre Mitarbeiter können vielfach auf eine über 15-jährige Erfahrung auf dem Gebiet der Deradikalisierung zurückblicken. Die Kooperation zwischen den Organisationen besteht schon in lockerer Form seit vielen Jahren. Einbezogen in die zukünftige Arbeit des Kompetenzverbundes werden auch Menschen, die sich aus den verschiedenen freiheitsfeindlichen Zusammenhängen in den vergangenen Jahren gelöst haben und sich zu einem Arbeitskreis ehemaliger Extremisten zusammengeschlossen haben.
„Die Erfahrungen von Menschen, die sich selber einmal in extremistischen Zusammenhängen engagierten, ist in diesem Zusammenhang für uns sehr wichtig. Das hilft uns Diskussionen, Zustände und Entwicklungen innerhalb extremistischer Gruppierungen besser zu verstehen, um dann entsprechende Gegenstrategien entwickeln zu können“, betont Michael Ankele von der Ausstiegshilfe „ad acta“.
Gestern einigte man sich auf folgende Arbeitsschwerpunkte, die zukünftig die Zusammenarbeit im Kompetenzverbund Extremismus Sachsen bestimmen werden:
- Sicherung und Weiterentwicklung von gemeinsamen Standards in der Hilfe bei Ausstiegen aus extremistischen Strukturen nach dem EXIT-Case-Managements und Ausprägung von Arbeitsteilung
- Gemeinsame Lageanalyse, Bewertung und politisch-fachliche Strategiebestimmung bezogen auf die extremistischen Aktivitäts- und Ideologiefelder
- Erweiterung und Profilierung der schon vorhandenen Hilfen auf den Bereich des Jihadismus
- Weiterentwicklung präemptiv-vorbeugender Handlungsprofile in Bezug auf sich bereits abzeichnende Radikalisierungen
- Integration psychosozialer Ansätze wie sie mit dem Diagnostisch-Therapeutischen Netzwerk Extremismus (DNE) zur Verfügung stehen
- Etablierung eines modernisierten Ansatzes der Hilfen für Eltern und andere Bezugspersonen von Radikalisierten bzw. sich Radikalisierenden
- Arbeit an der Etablierung einer Willkommenskultur für Ausgestiegene vor dem Hintergrund immer wieder zu beobachtender Ausgrenzung durch weite Teile der demokratischen Gesellschaft
- Gemeinsame Arbeit an präemptiven Antiradical-EXIT-Counteractions Campaignes (AECC) sowie im Bereich der Forschung, Bildung, Kultur, der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie an Publikationen, u.a. in der Fachzeitschrift JEX. Journal EXIT-Deutschland. Zeitschrift für Deradikalisierung und demokratische Kultur
- Sicherung einer Arbeit zum Schutz von Personen und der Persönlichkeitsrechte nach den Maßstäben des Grundgesetzes und der Rechtsstaatlichkeit und Verhältnismäßigkeit staatlicher Maßnahmen.
„Wir schaffen mit dem nun gegründeten Kompetenzverbund eine Arbeitsplattform, die aufgrund der eingebrachten Expertisen im Umgang mit den verschiedenen Formen extremistischer Bestrebungen ein breites Feld abdecken kann. Wir freuen uns daher, dass wir die seit vielen Jahren stattfindende lose Zusammenarbeit nun organisatorisch zusammengefasst werden konnte“, sagt Solveig Prass, Sektenbeauftragte des Vereins Kindervereinigung Leipzig.
Die offizielle Gründung des Verbundes wurde genutzt, um einige gemeinsame Projekte in den kommenden Monaten zu besprechen. Unter anderem planen die Organisationen die gemeinsame Ausrichtung einer Fachtagung und Sachsen.
Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung:
Dr. Bernd Wagner
E-Mail: bernd.wagner[at]zentrum-demokratische-kultur.de